Dekorative Kosmetik
Kosmetik erfüllt zwei Hauptaufgaben: Sie pflegt die Haut und verschönert das Erscheinungsbild. Während die Pflegekosmetik die Hautgesundheit unterstützt, befasst sich die dekorative Kosmetik mit der ästhetischen Gestaltung des Gesichts. Ziel ist es, die individuelle Schönheit zu betonen, kleine Makel auszugleichen und den Ausdruck zu unterstreichen. Dekorative Kosmetik ist daher ein kreativer und künstlerischer Bereich des Berufes. In diesem Kapitel geht es um Farbenlehre, Stilberatung, Anwendungsformen und spezielle Make-up-Techniken.
Individuelle Schönheit als Aufgabe der Kosmetikerin
Schönheit ist subjektiv und kulturell geprägt. Was als attraktiv gilt, verändert sich je nach Epoche, Modetrend oder gesellschaftlichem Umfeld. Aufgabe der Kosmetikerin ist es, die persönliche Ausstrahlung der Kundin zu erkennen und zu betonen.
Das bedeutet:
- Die natürlichen Vorzüge hervorheben, statt sie zu überdecken.
- Individuelle Wünsche respektieren.
- Den Gesamtstil (Kleidung, Frisur, Anlass) einbeziehen.
Eine Kosmetikerin ist somit auch eine Art „Stylistin“, die ästhetisches Gespür mit fachlichem Können verbindet.
Farbenlehre für Kosmetikerinnen
Farben beeinflussen die Wahrnehmung und Stimmung enorm. In der dekorativen Kosmetik sind sie daher ein zentrales Werkzeug.
Grundlagen
- Primärfarben: Rot, Blau, Gelb – sie lassen sich nicht aus anderen Farben mischen.
- Sekundärfarben: entstehen durch Mischung der Primärfarben.
- Komplementärfarben: liegen im Farbkreis gegenüber und neutralisieren sich gegenseitig (z. B. Grün gegen Rottöne bei Hautunreinheiten).
Farbberatung
Die Wahl der richtigen Farben hängt von Hauttyp, Haarfarbe und Augenfarbe ab. Typische Systeme sind:
- Frühlingstyp: warme, helle Farben, z. B. Apricot, Gold, Koralle.
- Sommertyp: kühle, gedeckte Töne, z. B. Pastellblau, Rosé, Silber.
- Herbsttyp: warme, erdige Farben wie Braun, Oliv, Kupfer.
- Wintertyp: kontrastreiche, kühle Farben, z. B. Schwarz, Weiß, kräftiges Rot.
Eine fundierte Farbberatung vermittelt Kunden Sicherheit und steigert die Wirkung des Make-ups.
Stile, Formen und Proportionen
Jedes Gesicht ist einzigartig. Mit dekorativer Kosmetik lassen sich Proportionen optisch verändern oder betonen.
Stilberatung
Der Stil des Make-ups sollte immer zum Anlass passen:
- Natürlich: für Alltag, Beruf oder Schule.
- Elegant: für Abendveranstaltungen oder festliche Anlässe.
- Extravagant: für Mode, Bühne oder Fotoshootings.
Formen und Proportionen
- Gesichtsformen: rund, oval, herzförmig, eckig – sie können durch Schattierungen und Highlights harmonisiert werden.
- Augenformen: z. B. Schlupflider können optisch geöffnet werden.
- Lippenformen: schmale Lippen lassen sich mit Konturenstift und hellen Farben voller wirken.
Anwendung dekorativer Präparate
Tages-Make-up (Step by Step)
- Grundierung: Foundation oder BB-Cream ausgleichen.
- Puder: fixiert und mattiert.
- Augen-Make-up: leichte Betonung mit Mascara und dezenten Lidschatten.
- Rouge: sorgt für Frische.
- Lippen: natürliche Farben oder transparente Glosse.
Abend-Make-up
- Intensivere Farben und stärkere Kontraste.
- Smokey Eyes oder rote Lippen setzen Akzente.
- Highlighter verstärkt den Glanz.
Spezielle Make-ups
- Braut-Make-up: muss besonders haltbar und fototauglich sein.
- Senioren-Make-up: dezente Farben, die Falten nicht betonen.
- Foto-Make-up: stärkere Akzente, um in künstlichem Licht nicht zu verblassen.
- Brillen-Make-up: Anpassung an Form und Größe der Brille.
Künstliche Wimpern und Wimpernbehandlungen
Lange Wimpern gelten als Inbegriff weiblicher Schönheit. Möglichkeiten:
- Kunstwimpern: für einmalige Effekte, z. B. bei Abendveranstaltungen.
- Wimpernverlängerung/-verdichtung: Einzelwimpern werden dauerhaft appliziert.
- Dauerhafte Wimpernwelle: verleiht einen geschwungenen Ausdruck.
- Wimpern- und Augenbrauenfärbung: für längere Haltbarkeit und stärkere Betonung.
Camouflage und Permanent-Make-up
Camouflage
Camouflage-Make-up ist stark deckend und wird eingesetzt, um Narben, Pigmentflecken oder Hautverfärbungen zu kaschieren. Es hält lange, ist wasserfest und wird häufig auch medizinisch genutzt.
Permanent-Make-up
Hierbei werden Farbpigmente mittels feiner Nadeln in die oberste Hautschicht eingebracht. Typische Anwendungen sind Lidstrich, Augenbrauenverdichtung oder Lippenkonturen. Das Ergebnis hält mehrere Jahre, erfordert aber regelmäßige Auffrischungen.
Trends und Innovationen
Dekorative Kosmetik unterliegt wie Mode ständigen Trends.
- No-Make-up-Look: Natürlichkeit und „unsichtbares“ Make-up.
- Contouring & Strobing: gezielte Schattierungen und Highlights.
- Clean Beauty: Produkte ohne schädliche Inhaltsstoffe.
- Genderneutrale Kosmetik: immer mehr Männer nutzen Make-up.
- Digital Influences: Social Media prägt Farben, Styles und Produkte.
Dekorative Kosmetik ist ein künstlerischer, individueller und hochdynamischer Bereich. Sie ermöglicht es, die Persönlichkeit der Kundin hervorzuheben, Trends umzusetzen und für besondere Anlässe ein perfektes Erscheinungsbild zu schaffen.
Für die Kosmetikerin bedeutet dies, ein Gespür für Farben, Formen und Stile zu entwickeln und gleichzeitig technisches Können zu beherrschen. Dekorative Kosmetik verbindet Kreativität mit handwerklicher Präzision – und macht den Beruf zu einer spannenden Mischung aus Pflege, Kunst und Mode.
Häufige Fragen – Dekorative Kosmetik
Wie finde ich den richtigen Foundation-Ton?
Am Kiefer testen – der Ton sollte zwischen Gesicht und Hals „verschwinden“. Auf Undertones achten (cool, neutral, warm). Tageslicht prüfen und ggf. zwei Nuancen mischen, um saisonale Unterschiede auszugleichen.
Matt, dewy oder satin – welches Finish passt zu mir?
Ölige Haut profitiert von matt und leichter Puderfixierung. Trockene/reife Haut wirkt mit dewy frischer. Satin ist der Allrounder für die meisten Hauttypen.
Verstopft Make-up die Poren?
Nicht, wenn Produkte nicht komedogen formuliert sind und gründlich entfernt werden. Wichtig: milde Reinigung (Double Cleanse bei langem Halt), saubere Tools, regelmäßiger Pinsel-/Schwammwechsel.
Wie entferne ich wasserfestes Make-up schonend?
Öl-/Balm-Cleanser einmassieren, mit lauwarmem Wasser emulgieren, abnehmen und sanft nachreinigen. Nicht rubbeln – besonders im Augenbereich.
Welche Mascara ist bei empfindlichen Augen geeignet?
Parfümfrei, augenärztlich getestet, am besten tubing-Formeln (lösen sich mit warmem Wasser in „Hülsen“). Wimpern nicht trocken zerren – mit Wasser anlösen.
Ist Primer wirklich nötig?
Nur, wenn du einen spezifischen Effekt möchtest: Mattierung in der T-Zone, Poren-Blur, Glow oder Haltbarkeit. Weniger ist mehr – punktuell statt flächig.
Welche Produkte eignen sich bei Akne oder Rosazea?
Leichte, nicht komedogene Texturen (Flüssig- oder Serum-Foundations), beruhigende Concealer punktuell, alkoholfrei, möglichst parfümfrei. Sanft arbeiten – keine harten Schwämme über entzündete Stellen ziehen.
Wie lange sind Mascara, Liner & Foundation haltbar?
Nach Anbruch: Mascara/Eyeliner 3–6 Monate, Foundation/Concealer meist 6–12 Monate. Auf PAO-Symbol achten und bei Geruchs-/Texturveränderung entsorgen.
Wasserfest vs. wasserresistent – was ist der Unterschied?
Wasserfest hält auch bei starkem Kontakt mit Wasser/Schweiß, benötigt Öl-/Balm-Reinigung. Wasserresistent übersteht Feuchtigkeit, lässt sich aber leichter entfernen.
Welche Hygiene-Regeln gelten für Make-up-Tools?
Pinsel 1×/Woche waschen (mildes Shampoo), Schwämme alle 2–3 Tage reinigen und regelmäßig ersetzen. Lippen-/Augenprodukte nicht teilen. Flüssigprodukte nicht „pumpen“ – Luft und Keime vermeiden.
Gibt es verträgliche Alternativen für sensible Haut?
Ja: mineralische Puder, parfümfreie Formeln, hypoallergen getestete Produkte. Back-up: Patch-Test an der Kinnlinie, bevor du großflächig aufträgst.
Wie halte ich Make-up im Alltag länger frisch?
Dünn schichten, T-Zone gezielt fixieren, Blotting-Paper statt Nachpudern, Setting-Spray fein nebeln. Tagsüber nur punktuell nacharbeiten, nicht ständig neue Schichten auflegen.
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