Apparative Kosmetik
Die moderne Kosmetik ist längst nicht mehr auf Cremes, Lotionen und manuelle Massagen beschränkt. Immer mehr Geräte und technische Verfahren halten Einzug in Kosmetikinstitute. Unter dem Begriff apparative Kosmetik versteht man die Anwendung von Geräten, die mit Strom, Licht, Ultraschall oder anderen physikalischen Energien arbeiten. Ziel ist es, kosmetische Behandlungen zu intensivieren, Hautprobleme gezielt zu behandeln und nachhaltigere Ergebnisse zu erzielen. Gleichzeitig stellen diese Methoden hohe Anforderungen an Fachwissen, Hygiene und Sicherheit.
Stromanwendungen in der Kosmetik
Elektrischer Strom wird in unterschiedlichen Formen eingesetzt, um Reinigungs-, Pflege- oder Massageeffekte zu erzielen. Schon im 19. Jahrhundert experimentierten Ärzte und Kosmetiker mit Galvanisation und Reizstrom. Heute sind die Geräte präziser, sicherer und vielseitiger.
Wirkung elektrischer Ströme
- Förderung der Durchblutung
- Stimulation der Muskulatur
- Verbesserung des Stoffwechsels
- Erleichterter Transport von Wirkstoffen in die Haut
Reinigungs- und Massageanwendungen
Apparative Hautreinigung
Hierbei kommen Geräte zum Einsatz, die Poren öffnen und Talg, Schmutz oder Make-up-Rückstände gründlicher entfernen als manuelle Methoden. Beispiele sind Vakuum-Sauger oder rotierende Bürsten.
Apparative Abrasionen
Bei der Mikrodermabrasion wird die oberste Hornschicht der Haut mechanisch abgetragen. Dadurch wird die Haut glatter, feiner und aufnahmefähiger für Wirkstoffe.
Apparative Massagen
Mit Hilfe von Vibrations- oder Sauggeräten können Massagen durchgeführt werden, die die Haut durchbluten und das Bindegewebe festigen.
Grundlagen des elektrischen Stroms
Damit Kosmetikerinnen sicher mit Geräten arbeiten können, sind Grundkenntnisse wichtig:
- Gleichstrom (DC): fließt konstant in eine Richtung.
- Wechselstrom (AC): wechselt regelmäßig seine Richtung.
- Frequenz: Anzahl der Stromwechsel pro Sekunde, gemessen in Hertz (Hz).
Ein Verständnis dieser Begriffe hilft, die Wirkung verschiedener Verfahren einzuordnen.
Unfallverhütung
Der Umgang mit elektrischen Geräten erfordert Vorsicht:
- Geräte regelmäßig warten und prüfen lassen
- Elektroden mit Schwämmchen abdecken, um Hautreizungen zu vermeiden
- Stromstärke stets individuell anpassen
- Kontraindikationen beachten (Herzschrittmacher, Epilepsie, Schwangerschaft)
Gleichstromanwendungen
Galvanisation
Bei der Galvanisation wird ein schwacher Gleichstrom durch die Haut geleitet. Er fördert die Durchblutung und kann Schmerzen lindern. In der Kosmetik dient er vor allem der Hautreinigung.
Iontophorese
Hierbei werden Wirkstoffe mit Hilfe von Strom in die Haut eingeschleust. Positive und negative Ionen bewegen sich durch elektrische Polarität gezielt in die Hautschichten.
Desincrustation
Diese Methode dient der Tiefenreinigung. Mit einem schwach alkalischen Gel und Gleichstrom werden Talgpfropfen erweicht und leichter entfernt.
Reizstromanwendungen
Reizstrom ahmt körpereigene elektrische Impulse nach.
- Impulsstrom: kurze Stromstöße aktivieren Muskeln und regen den Stoffwechsel an.
- Interferenzstrom: zwei Wechselstromkreise überlagern sich im Körper und erzeugen tiefgehende Reize.
Diese Anwendungen können die Muskulatur trainieren, das Gewebe festigen und die Haut straffen.
Hochfrequenz- und Radiowellenanwendungen
Hochfrequenzgeräte
Sie erzeugen elektrische Schwingungen, die eine Wärmeentwicklung in den Geweben hervorrufen. Das verbessert die Durchblutung, tötet Bakterien ab und wirkt entzündungshemmend – ideal bei unreiner Haut.
Radiowellen
Radiowellen arbeiten mit Frequenzen im Megahertz-Bereich. Sie erwärmen das Bindegewebe und regen die Neubildung von Kollagen an. Das führt zu strafferer Haut und weniger Falten.
Ultraschallbehandlungen
Prinzip
Ultraschall sind Schallwellen oberhalb des menschlichen Hörbereichs (über 20 kHz). In der Kosmetik wird er genutzt, um Wirkstoffe einzuschleusen und die Hautregeneration zu fördern.
Anwendung
- Hochfrequenter Ultraschall: wirkt oberflächlich, z. B. gegen Falten.
- Niederfrequenter Ultraschall: dringt tiefer ein, regt Stoffwechsel und Entschlackung an.
Ultraschallmassagen sind angenehm, schmerzfrei und sehr wirksam.
Kosmetisches (Micro-)Needling
Hierbei wird die Haut mit feinen Nadeln perforiert. Das regt die Selbstheilung an, fördert die Kollagenbildung und verbessert die Aufnahme von Wirkstoffen. Micro-Needling kann das Hautbild bei Narben, Falten oder Pigmentstörungen deutlich verbessern.
Epilation
Während die Depilation (Rasur, Wachs) Haare nur oberflächlich entfernt, zielt die Epilation auf die dauerhafte Entfernung.
- Nadelepilation: einzelne Haare werden mit einer Sonde behandelt.
- Laser- und Lichttechnologien: zerstören die Haarwurzel mit gebündeltem Licht.
Kosmetikerinnen müssen hier besonders geschult sein, da unsachgemäße Anwendung Verbrennungen verursachen kann.
Strahlenanwendungen
- Rotlicht/Infrarot: erwärmend, durchblutungsfördernd, entspannend.
- Blaulicht: antibakteriell, hilfreich bei Akne.
- Farblichttherapie: setzt gezielt verschiedene Wellenlängen ein, um Stimmungen und Hautfunktionen zu beeinflussen.
- Solarien/Höhensonnen: heute kritisch bewertet wegen des Hautkrebsrisikos.
Kältebehandlungen
Kälte hat ebenfalls therapeutische Wirkung. Eiswürfel, Kältegeräte oder spezielle Kühlmasken wirken abschwellend, entzündungshemmend und gefäßverengend. Sie eignen sich besonders bei geschwollenen Augen oder Hautreizungen.
Kontraindikationen
Nicht jeder Kunde darf apparativ behandelt werden. Typische Gegenanzeigen sind:
- Herzschrittmacher oder Metallimplantate
- Schwangerschaft
- Epilepsie
- Akute Infektionen oder offene Wunden
- Hautkrebs oder andere Tumorerkrankungen
Das Wissen um diese Grenzen schützt die Gesundheit der Kunden und die rechtliche Sicherheit der Kosmetikerin.
Apparative Kosmetik ist ein spannendes Feld zwischen Technik und Schönheitspflege. Sie bietet vielfältige Möglichkeiten, Behandlungen zu intensivieren, Ergebnisse zu optimieren und neue Kundengruppen zu erschließen. Gleichzeitig verlangt sie Fachwissen, Verantwortungsbewusstsein und Sicherheitsbewusstsein.
Die Zukunft wird weitere Innovationen bringen – von Lasern über Radiofrequenz bis hin zu kombinierten Hightech-Geräten. Doch egal wie modern die Technik ist: Im Mittelpunkt bleibt der verantwortungsvolle Umgang mit dem Menschen und seiner Haut.
Alle Inhalte – zum Nachlesen – auch in unserem Beileger zum Herunterladen
Das könnte dich auch interessieren
Dermatologie für Kosmetikerinnen: Die Haut ist das wichtigste Arbeitsfeld der Kosmetikerin.
Kosmetische Präparate und ihre Anwendung: Kosmetische Präparate sind das zentrale Arbeitsmittel jeder Kosmetikerin.
Praxis der Ganzheitskosmetik: Kosmetik ist mehr als Pflege von Haut und Aussehen – sie ist ein Erlebnis-
Pflege und Gestaltung der Hände und Nägel: Die Hände sind unsere Visitenkarte: Sie fallen im Alltag sofort ins Auge.
Einstieg ins Berufsleben: Kosmetik ist nicht nur ein Beruf, sondern für viele auch ein Weg in die Selbstständigkeit.
Kosmetik erfüllt zwei Hauptaufgaben: Sie pflegt die Haut und verschönert das Erscheinungsbild.
Apparative Kosmetik: Die moderne Kosmetik ist längst nicht mehr auf Cremes beschränkt.
Gestaltung der Füße und Zehennägel: Unsere Füße tragen uns durchs Leben – Tag für Tag, Schritt für Schritt.
Kosmetik ist weit mehr als das Auftragen von Pflegeprodukten oder dekorativem Make-up.